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  • AutorenbildJohanna Bergbaur

Ein Leben als Bio-Fisch

Warum BIO?

Unser Fischzuchtbetrieb ist von Anfang an Bio-zertifiziert. Eine Entscheidung zur Bio-Fischzucht gab es nicht - es war nie eine Frage ob, oder ob nicht - es war immer klar, dass wir unseren Betrieb so biologisch, nachhaltig und sorgfältig wie nur möglich führen möchten.




Was bedeutet BIO - speziell für die Fischzucht?

Vielleicht hat der ein oder andere schon mit EU-Verordnungen zu tun gehabt, und ist in den Genuss gekommen, diese genau lesen zu müssen. Alles ist bis ins kleinste Detail geregelt, und es gibt gefühlt tausende Ausnahmen, Abänderungen und zusätzliche eingefügte Hinweise aus anderen Verordnungen. Das wollen wir euch natürlich ersparen.


Trotzdem möchten wir euch einen Einblick geben, welche Vorschriften für einen biologisch geführten Fischereibetrieb, wie wir es sind, gelten und was in einer Bio-Kontrolle alles überpüft wird.


Nachhaltigkeitsplan

Zunächst muss jeder Betrieb mit Hilfe des staatlich anerkannten Bio-Kontrolleur einen sogenannten Nachhaltigkeitsplan ausarbeiten. Hört sich nach etwas ganz großem an, es geht aber eigentlich nur darum Dinge im Voraus zu klären und die Handhabung diverser Problemstellungen abzusprechen, damit diese auch im Sinne der Bio-Verordnung sind.

Darin wird geregelt wie z.B. eine Entschlammung der Teiche durchgeführt wird, oder wie man sich vor "Fisch-Räubern", wie den Fischotter oder -Reiher, schützt etc..

Wir entschlammen unsere Teiche im Prinzip andauernd, da durch die Strömung Exkremente und anderes organisches Material wie Blätter usw. natürlich abtransportiert werden. Vor und nach den Fischteichen haben wir jeweils ein sogenanntes Absetzbecken. Dort herrscht nur wenig Strömung sodass sämtliches organisches Material sich dort absetzt. In regelmäßigen Abständen wird dieses Material dann maschinell entfernt.

Zum Thema Handhabung mit "Fisch-Räubern". Wir sind mit unser geographischen Lage in der Glücklichen Situation "nur" mit dem Fischotter als "Räuber" wirklich stark konfrontiert zu sein. Unsere Lösung dafür ist ein sehr, sehr massiver Zaun, der das gesamte Fischereigelände umfriedet. Eine sehr arbeitsaufwändige und auch sehr kostspielige Methode, aber bis jetzt *klopfe auf Holz* haben wir kein Problem mit dem Fischotter in unserer Anlage. Speziell im Winter sehen wir oft Spuren des kleinen Pelzträgers, aber eben nur außerhalb des Zauns.



Was wird bei einer Kontrolle überprüft und gefragt?


Das Formular eine Bio-Kontrolle ist ca. 7 Seiten lang - in sehr kleiner Schrift ;)

Darauf sind eine Vielzahl an Fragen formuliert, die der Kontrolleur Punkt für Punkt abarbeitet. Eine Bio-Kontrolle dauert, zumindest soweit wir das für uns berichten können, 3-4 Stunden.

Hier eine kleine Auswahl an Fragen, die im Verlauf einer Kontrolle gestellt und geprüft werden mit einer kurzen Erklärung, was der Kontrolleur bei uns tatsächlich vorfindet.


Fragen zur Teichanlage und Umgang mit Tieren


Entsprechen Wasserqualität, Sauerstoffgehalt, Licht- u. Temperaturverhältnisse den physiologischen Ansprüchen von Salmoniden?


Kurz gesagt, geht es in dieser Frage um die artgerechte Haltung von Salmoniden, also Forellen und Sailbingen etc..


Wer einmal an der Alm entlangspaziert ist, dem ist sicher schonmal aufgefallen, das es einerseits den schnell-fließenden Bach gibt, und andererseits findet man immer wieder natürliche Tümpel, die etwas tiefer sind und die Strömung etwas beruhigen. Dieses Prinzip versuchen wir in unserer Teichanlage widerzuspiegeln.

Unsere Almfische wohnen in einer Mischung aus Durchfluss- und Teichanlage, durch die das Wasser der Alm fließt. Das heißt, unsere Anlage ist im Prinzip ein Bach, der immer wieder leicht aufgestaut wird. Durch diese Mischung erhalten wir sowohl die von Salmoniden erwünschte Strömung, und durch das Aufstauen bewirken wir eine Vergrößerung des Wasservolumens und somit des Lebensraums unserer Fische.

Der Boden ist, gleich wie in der Alm, aus Flusskies mit größeren und kleineren Steinchen.

Die Uferumrandung haben wir vor zwei Jahren erneuert. Dieses besteht aus langen Lärchenstämmen. Die zwangsweise entstehenden Spalten zwischen den Stämmen nützen speziell unsere Bachforellen ganz gerne als Unterstands- und Rückzugsmöglichkeit. Interessant dabei ist, dass ein paar unserer Bachforellen eine dieser Spalten als ihr ganz persönliches Reich ansehen. Wenn sie nicht gerade zum Fressen herausschwimmen findet man sie fast den ganzen Tag über in ihrer Spalte. Sogar an ihrer Hautfärbung kann man es sehen, wenn sie viel Zeit in ihrer Spalte verbracht haben. Jene Seite die das Ufer verdeckt ist dann oft um einiges dunkler als die andere Seite.

Als natürlichen Sonnenschutz verwenden wir ganz einfach Bäume in Ufernähe, welche speziell im Sommer vor zu starker Sonneneinstrahlung und somit vor zu rascher Erwärmung des Wassers schützen.


Zur Wasser-Qualität in unseren Teichen.

Viele von euch kennen bestimmt den Almsee. Dieser traumhafte, fast märchenhafte Bergsee liegt nur knapp 2 km flussaufwärts von unserer Fischzucht. Der Almsee ist somit der unersättliche Wasserspender für unsere Teiche. Gespeist wird der Almsee in erster Linie von kalten Quellen, die am Grund des Sees heraussprudeln. Das Einzugsgebiet für diese Quellen ist das Tote Gebirge. Dort sprudelt das Wasser über wilde Schluchten und Gräben in Richtung Talboden und versickert schnell im Schotterboden.

Bis das Wasser vom Almsee bei uns ist, rinnt es der weitestgehend unverbauten Alm entlang.

Man kann also sagen, wir sind privilegiert, das Wasser der Alm als erste für unsere Fische nützen zu dürfen, noch vollkommen sauber, sauerstoffreich und frei von Verunreinigungen.


Entspricht die Besatzdichte der jeweiligen Art den gesetzlichen Vorgaben?

Für Bachsaiblinge sind 15 kg/m³, für Regenbogen- und Bachforellen 25 kg/m³ Wasser maximal erlaubt. Diese Vorgabe beschränkt also die Masse an Fisch, welche in den Teichen gehalten werden dürfen. (Bei konventioneller Haltung ist keine Einschränkung vorgegeben)


In unseren Teichen leben aktuell ca. 13 Tsd. Fische in allen Altersklassen und Größen. Hört sich viel an, aber das ist es gar nicht. Da unsere Anlage mit ca. 770 m³ Wasservolumen sehr groß ist, haben unsere Fische viiiel Platz und wir bleiben somit sehr deutlich unter diesen vorgegebenen Werten.



Fragen zur Tiergesundheit

Liegt im Betrieb ein vollständiger und aussagekräftiger Gesundheitsmanagementplan vor?

Wir sind als Betrieb Mitglied beim Tiergesundheitsdienst OÖ und haben einen Betreuungsvertrag mit einer auf Fisch spezialisierten Veterinärmedizinerin. Diese besucht unseren Betrieb jährlich, um nach dem Rechten zu schauen, und den Gesundheitsstatus in unserer Fischzucht zu überprüfen.

Noch ein paar weitere Infos zur Handhabung mit Medikamenten in der biologischen Teichwirtschaft. Diese ist natürlich ganz streng und sehr transparent geregelt.

Grundsätzlich sind präventive medikamentöse Behandlungen in Bio-Betrieben verboten. Tritt ein Krankheitsfall auf, muss unter allen Umständen ein fachkundiger Tierarzt konsultiert werden. Ist eine medikamentöse Behandlung notwendig, muss diese penibel aufgezeichnet und dokumentiert werden. Der behandelte Fisch-Bestand darf für einige Zeit (sogenannte Wartezeit) nicht für die Lebensmittelproduktion verwendet werden. Die Wartezeit ist bei biologisch-zertifizierten Betrieben doppelt so lang, wie in konventionellen Betrieben. In der Fischzucht ist die Wartezeit keine konkrete Anzahl an Tagen, sondern die Dauer richtet sich nach der Wassertemperatur. Liegt die Wartezeit z.B. bei 1000 sogenannten Tagesgraden, summiert die Durchschnittstemperatur des Wassers eines jeden Tages, bis man 1000 Tagesgrade erreicht hat. Es dauert also mehrere Monate, bis der Fischbestand für die Lebensmittelproduktion wieder freigegeben ist.



Fragen zur Fütterung

Das Thema Futter ist speziell in der biologischen Land- und Teichwirtschaft ein ganz eigenes Kapitel, zu dem es extrem viel zu sagen gibt. Daher hier nur die konkreten Fragen aus dem Kontroll-Formular. In einem extra Blogartikel wird dieses Thema noch mal ganz für sich besprochen werden.


Wird das Verbot des Einsatzes von Wachstumsfördernden, synthetischen Aminosäuren sowie Hormonen und Hormonderivaten eingehalten und werden ausschließlich Futtermittel verwendet, die den Vorgaben der EU-Verordnung entsprechen, verwendet?


Ja. Gemäß des Standards eines Bio-zertifizierten Betriebes verwenden wir ausschließlich Bio-Fischfutter. Dieses beziehen wir vom einzigen Bio-Fischfutterproduzenten in Österreich, nämlich von der Firma Garant. Dieses enthält sämtliche vorgeschriebenen Futterkomponenten für die Fütterung karnivorer Fische (also Raubfischen, wie es Forellen und Saiblinge sind) in dem jeweilig vorgeschriebenen Ausmaß. Enthalten sind Fischmehl (aus Abfällen der Fisch-Verarbeitung von MSC zertifizierter Fischerei in der EU), Bio-Weizen, Bio-Sojaöl, Bio-Futtererbsen sowie Phosphor und Vitamin A, D3 und E. Die Pflanzlichen Rohstoffe kommen ausschließlich aus heimischer Bio-Produktion.

Zu den Inhaltsstoffen im Bio-Fischfutter wird es demnächst einen eigenen Blogartikel geben, da es da noch viel zu erklären und beleuchten gibt.


Wir füttern unsere Fische bis zu 2 mal täglich, und das per Hand. Lediglich unsere Fisch-Babys werden mittels Automat gefüttert, da diese dauernd Nahrung angeboten bekommen sollen. Das heißt für uns zumindest einmal täglich in der Anlage zu sein, die Fische beobachten und nach dem Rechten zu schauen. In der Regel gibt es, mit Ausnahme für die Fisch-Babys, einen Fasttag, also ohne Fütterung. So wachsen unsere Almfische sehr gleichmäßig und vor allem schön langsam heran.




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