Als Bio-Fischzucht sorgen wir so gut es geht selbst für den Nachwuchs in unserer Teichanlage.
Im folgenden Beitrag möchte ich euch einen tieferen Einblick in die Zucht bzw. Aufzucht unserer Bio-Fische geben.
Vom Ei bis zum köstlich gebratenen Lachsforellenfilet auf dem Teller ist eine Vielzahl an Arbeitsschritten nötig.
Meist ist es mühsame Handarbeit...
...doch die Mühe zahlt sich aus!
HÖCHSTE QUALITÄT DIE MAN SCHMECKT!
Flirten im Teich
Der Spätherbst läutet die Zuchtsaison ein. Die Laichzeit. Sobald die Tage kürzer werden und die ersten Frostnächte da sind, kühlt das Alm-Wasser allmählich ab. Für die Fische heißt das ROMANTIK. Männchen (sog. Milchner) und Weibchen (sog. Rogner) machen sich buchstäblich füreinander hübsch. Speziell bei den Saiblingen ist das Laichkleid besonders auffällig. Die Männchen bekommen einen hell rot leuchtenden Bauch und am Maulspitze bildet sich ein ausgeprägter Höcker, der sog. Laichhaken.
Sobald wir diese Anzeichen sehen wissen wir, dass wir uns langsam auf die Gewinnung der Eier vorbereiten sollten. Dazu richten wir eine Abtrennung im Teich der "Mutterfische" ein, damit wir die Fische nach Fischarten trennen können. Warum?
Weil die Saiblinge bereits im November mit dem Laich-Geschehen beginnen, während die Forellen erst um Weihnachten herum fortpflanzungsbereit sind. Damit wir letztere bei der "Vorbereitung" nicht stören, separieren wir die Arten in dieser Zeit voneinander.
FISCH ODER KAVIAR?
Jetzt wird es ernst - wir gewinnen die Eier für die nächste Generation an AlmFischen.
Aber ganz so einfach ist es nicht - wir haben es schließlich mit Lebewesen, und damit mit einer Vielzahl an männl. und weibl. Individuen zu tun. Diese halten sich weder an ein fixes Datum, noch an unseren Terminkalender und entscheiden selbst, wann für sie der perfekte Moment gekommen ist. Die Eier im Muttertier reifen über mehrere Wochen heran. Dann gibt es ca. 3-5 Tage an denen die Reife "perfekt" ist und sich der Rogen (Fischeier) ganz einfach gewinnen lässt und zur Befruchtung bereit ist. Und diesen Zeitpunkt gilt es für uns zu erwischen.
Dazu kontrollieren wir die Muttertiere wöchentlich auf ihren Reifestatus, indem wir ganz vorsichtig versuchen die Eier aus dem Bauch zu streichen. Klappts - dann freuen wir uns, wenn nicht probieren wir es in einer Woche nochmals.
Damit die Fische dabei weder Schmerz noch Panik verspüren werden sie davor leicht betäubt. Dafür gibt es ein geniales Wundermittel - Nelkenöl. Wenige Tropfen in einem Fass mit 500 Liter!! Wasser reichen, um einen Fisch mit gut 3 kg schläfrig zu machen.
So können wir die Fische sanft in den Händen halten und mit einem Streichen über die Bauchseite die Eier bzw. die Milch (Samen vom Männchen) gewinnen. Beides fangen wir in einer großen Schüssel auf. Wichtig ist, dass dabei kein Tropfen Wasser dazukommt. Erst wenn wir die gewünschte Menge an Ei/Samen von den Fischen abgestreift haben, schütten wir Wasser dazu. In diesem Moment lösen wir die Befruchtung der Eier mit dem Samen aus. So entsteht eine neue Generation an Bio-Fischen.
Und was ist mit dem Kaviar?
Sobald wir für genügend "Nachschub" in unseren Teichen gesorgt haben, streifen wir die restlichen Eier ab, ohne sie mit dem Samen zu befruchten. Dabei sichern wir das Leben der Muttertiere, weil Fische in Teichanlagen, auch trotz natürlichem Kiesboden, die Eier oft nicht von selbst ablegen können. Diese würden im Fischkörper mit der Zeit verfaulen und zu einer tödlichen Vergiftung des Tieres führen.
Kaviar besteht also aus nicht befruchteten Fischeiern, welcher mit Salz und ev. Erhitzen haltbargemacht wird.
EI FÜR EI, SCHALE FÜR SCHALE - der Weg zum Biofisch
Jetzt beginnt für uns die "richtige" Arbeit - nämlich stundenlange, monotone Handarbeit.
Die Eier werden gleich nach der Befruchtung mehrmals mit Wasser gewaschen, um Verunreinigungen (geplatzte Eier, Kot etc.) zu entfernen.
Anschließend werden sie in eine sog. Brutrinne überführt. Diese kann man sich wie ein überdimensionales, längliches Waschbecken vorstellen. In diese Rinne passen mehrere Siebeinsätze. Diese kann man sich wie quadratische Kisten vorstellen deren Boden und Seitenwände mit einem Siebblech versehen sind. So kann das Wasser durch diese Siebeinsätze strömen. Die befruchteten Eier werden vorsichtig in diese Einsätze geleert und gut verteilt.
Dann geht es an die tägliche Brutpflege...
Wenn bei der Eigewinnung doch ein paar Tropfen Wasser zu den Eiern geraten sind, ohne dass bereits Samen hinzugegeben wurde, erhärtet die Eischale und kann nicht mehr befruchtet werden. Oder wenn der "perfekte" Zeitpunkt der Eireife beim Mutterfisch überschritten ist, kann es sein, dass die Befruchtung nicht mehr funktioniert.
All diese unbefruchteten Eier werden erst sichtbar, wenn sich im Zuge des Fäulnisvorgangs Proteine zersetzen. Dies kann Tage, oder Wochen dauern.
Um das Wachstum der befruchteten Eier im Siebeinsatz nicht zu gefährden, müssen diese "blinden" Eier mit einer Pipette ganz vorsichtig, Stück für Stück, entfernt werden. Das können bei einer guten Charge nur 10 abgestorbene bzw. unbefruchtete Eier pro Tag sein, aber auch mehrere 100. Dabei sollten die restlichen Eier möglichst nicht bewegt werden. Eine starke Erschütterung der Brutrinnen im falschen Moment und eine ganze Generation an Fischen kann verloren sein.
Diese meditative, aber doch sehr mühsame Arbeit zieht sich über mehrere Wochen. Das machen wir also im Jänner, wenn wir Betriebs- "Urlaub" haben ;)
Die Fische entwickeln sich im Ei. Zuerst werden die Augen in Form von zwei kleinen schwarzen Punkten sichtbar, später sieht man auch das Rückgrat des Fisches durch die Eischale hindurch. In diesem Stadium sind die Eier schon deutlich robuster und halten Bewegungen und Erschütterungen besser aus.
Hier ein kleines Video zu Veranschaulichung... Diese Forellen-Eier sind kurz vor dem Schlüpfen. Mit einer Pipette werden per Hand abgestorbene Eier abgesaugt.
Nach ca. 100 Tagen (hängt von der Wassertemperatur ab) durchschlagen die kleinen Fischbabys mit dem Schwanz die Eischale und schlüpfen heraus. Während in einem Bach die zurückbleibenden Eischalen nach und nach durch die Strömung weggespült werden, dürfen wir das selbst - wieder händisch - übernehmen. Von jedem einzelnen geschlüpften Ei muss die Schale abgesaugt werden. Nur damit ihr eine bessere Vorstellung bekommt - es schlüpfen je nach Zuchterfolg ca. 30.000 Fische... Bis alle Fische in einem Sieb geschlüpft sind dauert es ca. 1 Woche.
Sobald das geschafft ist, müssen die Brutrinnen täglich auf ausreichenden Wasserfluss und etwaige Verunreinigungen überprüft werden, weil die Fisch-Babys noch keine Kiemendeckel haben und nicht wirklich schwimmen können. In dieser Zeit ernähren sich von dem großen orangen Dottersack.
Hier ein Video in dem wir die Eischalen absaugen. Rundherum wuseln schon die frisch geschlüpften Forellen-Babys herum. Teilweise können sie sich noch gar nicht richtig fortbewegen.
FRESSEN WACHSEN UMZIEHEN
Das ist das Motto für die nächsten Wochen und Monate.
Dazu muss noch ein kritischer Punkt gemeistert werden - die Anfütterung. Forellen und Saiblinge müssen an das Pellet-Futter gewöhnt werden. Ist der Dottersack aufgebraucht suchen die Babys nach Nahrung und füllen gleichzeitig ihre Schwimmblase durch Luftschnappen an der Wasseroberfläche. Finden sie in diesem Moment kein Futter vor, kann es sein, dass sie nie mehr Futter aufnehmen und somit in weiterer Folge sterben. Füttert man die Kleinen zu früh, also ohne dass das Futter aufgenommen wird, beginnt das extrem energiereiche Futter schnell zu verfaulen und es bilden sich Stoffe, welche die ungeschützten, empfindlichen Kiemen der Fische verkleben, was ebenfalls zum Tod führen kann.
Ist die Anfütterung erfolgreich, haben unsere Schützlinge das Gröbste hinter sich.
Der Winter ist geht allmählich vorbei und es geht es in die Wachstumsphase.
Hierbei lassen wir uns bei der Arbeit ein wenig von Futter-Automaten unter die Hände greifen.
Vom Seepferdchen zum Allroundschwimmer
Sobald alle Fische eines Siebeinsatzes schwimmen können, geben wir ihnen mehr Platz, indem wir sie aus dem Siebeinsatz heraus in die Brutrinne überführen. Der Ablauf ist mit einem Gitter abgesichert. Bis zu einer Größe von ca. 3 cm und 0,5 Gramm bleiben sie in dieser Brutrinne.
Danach werden sie in ein größeres Brut-Becken mit mehr Wassertiefe und etwas mehr Strömung überführt, um sich an diese neuen Einflüsse, welche sie auch später in der großen Teichanlage vorfinden werden, zu gewöhnen. Diese Becken müssen täglich mindestens 2x mal gereinigt werden, um Wasserverunreinigungen durch Sedimentablagerung und Kot zu vermeiden.
Es ist mittlerweile Frühling und die Fische haben ein Gewicht von ca. 5 Gramm erreicht. Mittlerweile können sie problemlos aus der Tiefe auf und wieder abtauchen.
Das ist der Zeitpunkt indem wir sie in unser Aufzuchtbecken überführen. Für die Mini-Fische muss es sich wie die Entlassung in das unendliche Meer anfühlen, so viel Platz, so viel Wasser.
Im Aufzuchtteich verbringen unsere kleinen Schützlinge fast ein ganzes Jahr bis zum nächsten Frühjahr.
Spätestens im Mai/Juni kommen die letzten Fische vom Aufzuchtteich in die große Teichanlage, denn inzwischen ist schon wieder die nächste Generation in den Startlöchern und wartet auf das neue "große Wohnzimmer" im Aufzuchtteich.
Zwischen dem fliegenden Wechsel machen wir einen kompletten "Roomservice". Die Becken werden trockengelegt, gereinigt und desinfiziert.
Eine Generation - viele Größen
Wie auch bei uns Menschen, gibt es Fische die etwas frecher sind, andere dafür sind eher schüchtern und trauen sich nicht als erstes zum Futter. Dementsprechend entstehen über die Monate hinweg markante Größenunterschiede, obwohl alle Individuen annähernd gleich alt sind. Nachdem die Kleinsten irgendwann kaum noch zum Futter kommen, oder gar von den Großen gefressen werden (Salmoniden sind Raubfische), müssen wir alle paar Monate die Fische ihrer Größe nach sortieren.
Das funktioniert im Prinzip nach einem "Siebverfahren"...
Kleine Fische fallen durch einen Gitterrost durch, während die größeren Fische oben bleiben und von uns per Hand ins nächste Becken überführt werden. Dieser Effekt des "Auseinanderwachsens" hilft uns, euch mit einer Generation an AlmFischen ein ganzes Jahr lang versorgen zu können.
So wandern die Fische immer weiter von Becken zu Becken, bis sie schlussendlich dort ankommen, wo wir sie für euch rausfischen.
Über 2 Jahre sind vergangen - vom Ei zum Bio-Fisch
In diesen 2 Jahren vergeht kein einziger Tag, an dem wir, manchmal auch andere Familienmitglieder, nicht zumindest einmal einen Blick auf unsere Schützlinge werfen.
Das ist für uns Bio-Fischzucht, das ist unser Leben.
Danke für diesen schönen Einblick!